Aus der Praxis lernt man am Besten! Deshalb führen wir für Sie immer wieder Interviews mit indischen oder deutschen Geschäftspartnern von Your success in India und befragen Sie zu ihren persönlichen Erfahrungen zu deutsch-indischer Zusammenarbeit, ihren Anekdoten und Wünschen an das jeweilig andere Land.
dass in Indien die Beziehungsebene über der Sachebene steht? Bei geschäftlichen Entscheidungen können die Gefühle gegenüber dem Geschäftspartner die ausschlaggebende Rolle spielen. Der Mensch ist wichtiger als das Produkt oder der Vertrag.
dass fehlende Kontrolle Ihrer indischen Kollegen oder Geschäftspartner als mangelnde Wertschätzung oder fehlendes Interesse Ihrerseits interpretiert wird? Aufgaben stets zu überprüfen und an Deadlines mehrfach zu erinnern ist daher völlig normal!
warum die Kuh in Indien eigentlich heilig ist? Sie gibt Urin (zur Desinfektion), Ghee (Butterschmalz), Kuhdung (zur Abdeckung von Häusern), Milch und Leder.
Your success in India bietet Vertriebs- und Markteintrittslösungen für Indien, organisiert Ihre Messebeteiligungen und Geschäftsreisen und bereitet Sie in praxisorientierten Workshops auf Indien vor.
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wer in Indien erfolgreich sein will, muss viel eigene Ressourcen und die Bereitschaft zu intensiver Auseinandersetzung mit indischen Partnern und Kunden mitbringen. Daher freuen wir uns, Ihnen als Beispiel ein Unternehmen vorzustellen, das sich „getraut“ hat und auch das nötige Vertrauen und die Zeit investiert, die für den Wachstumsmarkt so notwendig sind. Lesen Sie heute die Erfahrungen und Empfehlungen von Herrn Christian Fruth, Vertriebsleiter bei der Gernep GmbH
Your success in India (YSII): Herr Fruth, in Bezug auf Indien hörte ich einmal folgenden Spruch: „Das Leben ist zu kurz, um Geschäfte mit Indien zu machen“. Was können Sie dazu sagen?
CF: Indien muss man im Vergleich zu anderen Industrienationen sehr hartnäckig angehen. Von Beginn an sind Investitionen zu leisten, um in diesem Markt Fuß zu fassen. Diese zeitlichen und finanziellen Investitionen sind notwendig, damit sich nicht nur kurzfristige, sondern langfristige Geschäftsbeziehungen anbahnen können. Wer diesen Invest an Aufwand nicht leisten möchte, lässt besser die Finger von Indien. Der Markt ist wider meines Erwartens nicht einfach zu handhaben, sondern will bearbeitet werden!
YSII: Wieviel Zeit haben Sie in den Vertrieb und die Marktbearbeitung Indiens im Vergleich zu einem Ihrer anderen Vertriebsgebiete investiert?
CF: Ich nehme Ägypten als Vergleichsbeispiel. Mit der Marktbearbeitung Ägyptens haben wir vor ca. zwei Jahren begonnen und konnten relativ schnell Erfolge verbuchen, da wir nach einem Jahr bereits Aufträge erhielten. Daraus entstanden Folgegeschäfte, und das Land hat sich bald zu einem wichtigen Markt für uns entwickelt.
In Indien haben wir 2010, also vor sechs Jahren, mit einem Messestand in Mumbai begonnen, und uns danach für unseren neuen Vertriebspartner ACE Technologies entschieden, der den Markt mit und für uns bearbeitet. Seit 2010 reise ich also regelmäßig 2 – 3 Mal pro Jahr nach Indien und wir stellen an der Messe „drink technology India“ in Mumbai aus. Erst letztes Jahr, in 2015, haben wir dann die erste Maschine über unseren Vertriebspartner an einen Bonbon-Hersteller in Mumbai verkauft, in 2016 folgte die zweite Maschine an denselben Kunden und eine dritte für ein Brauerei-Greenfield-Projekt.
YSII: Wie wichtig ist dabei eine gute Beziehung oder sogar ein freundschaftliches Verhältnis mit dem indischen Vertriebspartner, der vor Ort den Markt sondiert und sein Netzwerk zur Verfügung stellt?
CF: Ohne den Vertriebspartner geht es zunächst gar nicht! Wenn Sie mit diesem Vertriebspartner dann nur eine rein geschäftliche Beziehung pflegen, funktioniert es auch nicht. In Indien bauen Sie zu Ihrem Geschäftspartner = Geschäftsfreund ein freundschaftliches Verhältnis auf, um das Geschäft zum Laufen zu bringen. Sonst sieht Sie Ihr Agent nicht als echten Partner, sondern nur als Lieferanten. Die Aktivitäten bei einer rein geschäftlichen Beziehung sind dann bei weitem nicht so intensiv, wie man sich das als Hersteller wünscht.
YSII: Hatten Sie zwischendurch eine Phase, in der Sie sich wieder aus Indien zurückziehen wollten? Was hat Sie dazu bewogen weiterzumachen bzw. warum lohnt es sich „an Indien dran zu bleiben“?
CF: Ja, diese Phase hatte ich – in 2014! Warum wir trotzdem weitergemacht haben?
Erstens ist Indien ein Wachstumsmarkt mit einem aktuellen Wirtschaftswachstum von 7 – 8% .
Zweitens hat die Firma Gernep das für Indien passende Produkt und drittens wollte ich meinen Vertriebspartner = Freund! nicht enttäuschen!
YSII: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von Gernep am indischen Markt?
CF: Absolut positiv! Durch die langfristig ausgelegte Beziehung zu unserem Vertriebspartner und dessen Leistung sind wir inzwischen im Markt bekannt. Die Voraussetzung allerdings ist auch weiterhin regelmäßiges Reisen nach Indien durch den deutschen Hersteller, also durch uns, und die Teilnahme an Messen in Indien. Dadurch versuchen wir nach und nach in den verschiedensten Industriezweigen Fuss zu fassen.
YSII: Was möchten Sie allen Markteinsteigern in Indien mit auf den Weg geben?
CF: Da fallen mir fünf Punkte ein:
Zum letzten Punkt noch ein Beispiel: Unser Kunde, der Bonbonhersteller, wollte das Geschäft zum Kauf seiner zweiten Maschine persönlich bei mir bestätigen – nicht über unseren Vertriebspartner. So ist Mr. Kundu, der CEO, nach Deutschland gereist und hat uns extra deshalb auf unserem Messestand auf der FachPack besucht, um das Geschäft persönlich mit mir zu besiegeln!
YSII: Vielen Dank, Herr Fruth für das offene und interessante Interview!Indiens Architektur geht mit der Zeit! Wie das genau aussieht, kann uns heute eine Expertin beantworten, die sich in Indien den architektonischen Herausforderungen des Städtebaus annimmt.
Die Sozialwissenschaftlerin Angela Kreutz verantwortet bei blocher partners die asiatische Tochtergesellschaft in Indien und die internationalen Kundenbeziehungen. Blocher partners India mit Sitz in Ahmedabad ist ein gefragter Partner im Bereich urban design, gewerblicher und privater Bauten. Zu den Bauherren zählen Unternehmen wie HN Safal, Roots, die Flame University, Aditya Birla, Future Group oder Woodland.
Your success in India (YSII): Frau Kreutz, ich persönlich verbinde deutsche Architektur mit Perfektion, Liebe zum Detail und vorausschauender Planung. Und diese drei Worte passen (für mich) nicht zu Indien. Wie lässt sich das vereinbaren?
Kreutz: Ich würde es anders formulieren. Architektur ist vor allem Dialog auf Augenhöhe – auch in Indien, wo ja berühmte Architekten wie Louis Khan oder Le Corbusier durchaus ihre Spuren hinterlassen haben. Das architektonische Erbe Indiens ist also nicht zu unterschätzen: insofern kann ich Ihrer These nicht zustimmen. Perfektion und Liebe zum Detail ist ein Anspruch, der in Indien geteilt wird, obwohl er manchmal dann im Alltag zu Gunsten finanzieller Punkte auf der Strecke bleibt. Ähnlich ist es mit vorausschauender Planung. Unsere langjährige Erfahrung in Indien versetzt uns glücklicherweise in die Lage, hier die Ziele der Bauherren und die Realität so zusammenzufügen, dass wir zu einem Ergebnis auf internationalem Niveau kommen.
YSII: Welches Projekt in Indien war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese bewältigt?
Kreutz: Ich denke, wie immer bei einem Neuanfang haben uns die ersten Projekte vor die größte Herausforderung gestellt. Generell lässt sich sicherlich sagen, dass jedes Projekt uns vor neue, teils ganz unterschiedliche Herausforderungen stellt. Ein gutes Beispiel ist der mischgenutzte Gebäudekomplexes Mondeal Square in Ahmedabad, weil er aufgrund der riesigen Medienfassade und organischer Formen einzigartig für die Metropole, vielleicht sogar für das ganze Land gewesen ist.
YSII: Wo liegt der Unterschied, ob ich ein Firmengebäude in Indien oder z.B. in Sri Lanka plane?
Kreutz: In Indien ist es besonders wichtig, zwischen den Zeilen lesen zu können. Wenn es schwierig wird, dann sagt man sich das in der Regel nicht ins Gesicht. Es mag in anderen asiatischen Ländern ähnlich sein, in Indien ist es aber am schwierigsten zu interpretieren.
YSII: Welche Rolle spielt Bepflanzung bei Ihren Projekten in Indien? Kreutz: Bepflanzungen sind immer ein Thema, weil eine lebendige Landschaft jede Architektur positiv ergänzt. Wenn Sie Green Thinking im übergeordneten Sinne meinen – das spielt eine immer größere Rolle in Indien. Quasi das nachhaltige Bauen im Allgemeinen, aber auch der Einsatz von Pflanzen als sichtbares Zeichen dieses Gedankens im Speziellen. Jüngstes Beispiel ist das Bürogebäude Marvel Artiza mit einer komplett begrünten Fassade, das in Hubli entstehen wird.
YSII: Gibt es Grundvoraussetzungen, die ein Unternehmen, das Sie in Indien beauftragt, mitbringen soll?
Kreutz: Nein.
YSII: Unsere Leser lieben Anekdoten. Was war das lustigste oder komischste, was Ihnen in Ihrer Zeit in Indien widerfahren ist?
Kreutz: Nach mehr als zehn Jahren gibt es da schon das eine oder andere. Die Situation, die ich vielleicht am wenigsten erwartet habe, ergab sich kürzlich während einer Grundstückbesichtigung in einem vornehmen Viertel von Delhi. In dieser exklusiven Gegend tauchte quasi aus dem Nichts eine Herde Ziegen auf. Da dachte ich mir, der Spruch stimmt also doch: Unverhofft kommt oft.
YSII: Vielen Dank, Frau Kreutz für das offene und interessante Interview!
Ein typisch indischer Unternehmer besitzt meist mehrere Firmen. Er führt oder übernimmt nicht nur ein Unternehmen, sondern beteiligt sich an anderen Firmen, gründet mehrere eigene oder ist Initator von verschiedenen nachhaltigen Projekten.
Typisch indisch könnte man daher auch den Deutschen Herrn Norman Weiß bezeichnen. Er ist nicht nur Gründer und Geschäftsführer der ME Industries Group, sondern auch Business Broker und gründete Unternehmen in Deutschland, Hong Kong und Chicago. Als Kämpfer für industrielle digitale Wertschöpfung in Bayern entwickelt er digitale Geschäftsmodelle. Mit der Auszeichnung zum Top 100 Innovator 2016 des deutschen Mittelstandes gehört sein Unternehmen ME Engineering zu den Schrittmachern der Branche. Heute stellt er Your success in India sein neuestes internationales Projekt vor.
Your success in India (YSII): Herr Weiß, als Geschäftsführer der ME Industries GmbH bewegen Sie sich seit vielen Jahren auf dem internationalen Parkett. Inwiefern spielt Indien eine Rolle für Ihr Unternehmen?
Weiß: Indien ist ein phantastisches Land in vielerlei Hinsicht, kulturell als auch wirtschaftlich. Indien wird bzw. ist für unsere Kunden aus den Bereichen Elektronikfertigung und Gas-Analyse ein strategisch wichtiger Markt. Wir finden heute schon Geräte unserer Amluk-Serie aus dem Segment Gas-Analyse auf dem indischen Markt, ohne dass wir diese direkt dorthin geliefert haben. Als ein Dienstleister für global agierende Unternehmen sind wir z.B. schon jetzt mit Abteilungen oder Dienstleistern unserer Kunden in Kontakt, die ihren Sitz in Indien haben. Ein gutes Beispiel ist die in Indien ansässige Buchhaltung eines großen Kundenunternehmens.
YSII: Internationales Business liegt Ihnen! Daher planen Sie jetzt ein neues länderübergreifendes Projekt mit dem Arbeitstitel „RB 14“. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Weiß: "Ich glaube, dass die Zeit den Menschen gehört, denn wir Menschen sind das wertvollste Asset auf der Welt. Zeit gehört nicht in digitalisierbare Prozesse und Abläufe oder mühsamen Netzwerkaufbau. Wir Menschen können mit Zeit viel mehr anfangen, denn wir können Neues erschaffen." Meinem Zitat aus dem Jahre 2015 wollte ich Taten folgen lassen und habe 2016 das Projekt RB14 initiiert. „RB14 - Digitalisierung.Mittelstand“ soll dem Mittelstand in Bayern und Deutschland ein greifbares und authentisches Vorbild für den smarten Weg zu INDUSTRIE 4.0 sowie ein ehrlicher Sparringspartner für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle sein.
Dafür lässt nun ME Industries seine eigene Produktion und Administration und die seiner Partner im Öko-System RB14 (der Name kommt übrigens von der Anschrift: Robert-Bosch-Str. 14 in Sauerlach bei München) gläsern werden. So wird der moderne Vierklang aus digitaler Produktion & Administration, intelligentem Gebäude und smarter Logistik erlebbar und glaubwürdig aufgezeigt.
Neben dieser unternehmensübergreifenden Plattform-Ökonomie wird RB14 zukünftig eine authentische Plattform oder besser ein Schmelztiegel für den deutschen und ausländischen Mittelstand, Start-ups und Wissenschaft. Ich nenne es oft eine Geschäftsmodell-Schmiede.
YSII: Sprechen wir zunächst über Indien – wie möchten Sie indische Unternehmen unterstützen, in Deutschland Fuß zu fassen? Profitiert die deutsche Wirtschaft dabei auch?
Weiß: Generell soll ausländischer Mittelstand in RB14 integriert werden, um ihn nachhaltig zu verankern und somit der Region neue Impulse zu geben oder Wertschöpfungsketten zu verkürzen, als auch um eine eindeutige Rechtsgrundlage für gemeinsame Geschäfte zu schaffen.
Dazu laden wir gern indische Unternehmen ein, ein aktiver Teil von RB14 zu werden. Sie können Teil eines lebenden Öko-Systems werden. Durch das aktive Miteinander werden am Ende die PS viel schneller auf die Straße gebracht, als wenn sich jedes Unternehmen allein ein einsames Büro in einem Wolkenkratzer mietet.
Wir stellen Büroflächen, helfen bei administrativen Aufgaben, öffnen Vertriebstüren, stellen bei Bedarf den Geschäftsführer oder unterstützen bei der ersten Einstellung eines Mitarbeiters. Der Partner soll sich auf sein Produkt konzentrieren, das muss überzeugen – wir übernehmen den Rest.
YSII: Und inwiefern helfen Sie deutschen Unternehmen im Ausland auf die Sprünge?
Weiß: Dem deutschen Mittelstand wird neben dem smarten Weg in die Digitalisierung auch aufgezeigt, wie eine Expansion nach China, Indien und in die USA gelingen kann. Wir haben mit der ME Industries über viele Jahre Geschäftsbeziehungen in China, Indien und den USA aufgebaut.
Diese Netzwerke sowohl als auch die Netzwerke unserer Partner vor Ort stellen wir gern anderen Mittelstandskollegen zur Verfügung. Ein Beispiel: 700 Vertriebler eines Partners verteilt in China bringen zügiger ein Feedback zu einem bestimmten Produkt als ein oder zwei deutsche Vertriebsmitarbeiter, die allein ganz China erobern müssen. Man muss Mittelstandskollegen nicht die eigenen Fehler wiederholen lassen.
YSII: ME Industries GmbH selbst ist in Indien nicht mit einem Vertriebspartner oder einem Büro vertreten – warum?
Weiß: Wie viele Mittelständler habe ich Ziele und Träume, aber am Ende auch begrenzte Ressourcen. Ich glaube, ich habe mir das Beste zum Schluss aufgehoben.
YSII: Überlegen Sie nur 5 Sekunden – welches GEFÜHL ist Ihnen von Ihrer ersten Geschäftsreise nach Indien in Erinnerung geblieben?
Weiß: Warmherzigkeit!
YSII: Vielen Dank, Herr Weiß, dass Sie sich Zeit genommen haben für dieses informative Interview!
Was erwartet Sie, wenn Sie als Deutsche(r) ein halbes Jahr in Indien leben und arbeiten? Wir haben für Sie ein Interview geführt mit dem Redakteur und Geschäftspartner Kay Barton, der uns einen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen der Herausforderungen des indischen Alltags gibt. Lesen Sie heute seine lebendigen Eindrücke und Anekdoten.
Kay Barton (35) arbeitet als Redakteur in einem süddeutschen Zeitschriftenverlag, welcher sich seit Ende der 90er Jahre thematisch auf die Herstellung und Verarbeitung von PET-Flaschen spezialisiert hat und in über 140 Ländern das englischsprachige Fachmagazin "PETplanet Insider" herausgibt.
Im Rahmen der Berichterstattung trifft Kay weltweit regelmäßig Branchenführer und -kenner aus Anwender- und Zulieferindustrie und analysiert die Entwicklungen der unterschiedlichen Märkte, sowie deren Besonderheiten.
Your success in India (YSII): Kay, Deine Karriere führt Dich durch viele Länder – warum reihte sich Indien ein und welche beruflichen Aufgaben und Herausforderungen bewältigst Du dort?
Kay: Ich habe meine erste Indienerfahrung 2008 gemacht, als mein Unternehmen mich im Rahmen einer Messeveranstaltung nach Mumbai schickte. Leider handelte es sich um genau den Zeitraum, in dem die Anschläge in Mumbai verübt wurden. Die ganze Stadt versank damals in Angst und Chaos und ich mittendrin. Dennoch hat dieses Ereignis meine Beziehung zu dem Subkontinent nicht getrübt. Ich bin nach den Anschlägen nach längerer Überlegung meinem ursprünglichen Plan gefolgt und habe vier Wochen lang den Süden bereist. Diese Erfahrung war lebensprägend. Inzwischen reise ich quasi jährlich ein- oder mehrfach nach Indien, um Kunden oder Fachveranstaltungen zu besuchen, meistens gepaart mit etwas Urlaub im Anschluss. Das Land wirkt auf die meisten „Newbies“ in der Regel erst einmal verstörend, weil die Flut an Eindrücken endlos scheint. Auch die Mentalität dort ist für manchen Westeuropäer sicherlich befremdlich. Wenn man sich jedoch auf dieses Land einlässt, dann läuft aus meiner Erfahrung alles wie von selbst – vorausgesetzt, man verlässt auch mal die gewohnten westeuropäischen Pfade im Business.
YSII: Du tourst als Redakteur mit einem umgebauten Truck durch die abenteuerlichsten Länder um Road Shows durchzuführen und Kunden zu besuchen und für Euer Fachmagazin zu interviewen. Habt ihr das auch für Indien vor und was würde Dich typischerweise in diesem Land erwarten?
Kay: Ja, das stimmt, das steht auf unserer Agenda, vermutlich in den kommenden drei Jahren. Mir graut es jetzt schon vor innerstädtischen Verkehrssituationen. Gerade in den Städten ist der Verkehr zwar im Fluss, aber für einen Nicht-Inder unmöglich zu durchschauen. Zweispurige Straßen werden für gefühlte zehn Fahrzeugreihen genutzt, dazu sind noch Fußgänger, Kühe, Hühner und Affen unterwegs. Sehr unübersichtlich. Auch sind die Straßen in weiten Teilen in einem desolaten Zustand. Ich tippe mindestens mal auf platte Reifen während der Tour, hoffentlich nur kleinere Blechschäden und interessante Begegnungen mit der Polizei. Ich weiß aber auch, dass die Neugierde der Bevölkerung riesig sein wird und jedes Problem gelöst werden kann. Inder helfen, wo sie nur können. Vermutlich werden wir während der Tour zu Familien eingeladen, werden ständig fantastisch schmeckendes Essen genießen können und unglaubliche Landschaften durchqueren.
YSII: Du hast 2011 mit Deiner jetzigen Frau auch 6 Monate in Bangalore gelebt. Was vermisst Du jetzt noch, seit Du wieder in Deutschland bist – geschäftlich und privat?
Kay: Zunächst einmal natürlich das Wetter. Selbst zu Monsunzeiten habe ich das warme Klima immer sehr gemocht und im deutschen Winter ist es dort einfach super. Am meisten aber vermisse ich wohl die Positivität der Menschen, die omnipräsente Spiritualität und die zwischenmenschlichen Ebenen, die auch in geschäftlichen Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Prinzipiell und konträr zu den chaotisch anmutenden Städten ist geschäftlich und auch privat vieles dort entschleunigt und nimmt sich Zeit. In meinen Businesserfahrungen beispielsweise hatte ich dennoch selten den Eindruck, dass durch diese natürlichen Verzögerungen eine gewisse Ineffizienz vorhanden war.
YSII: Was ist für ein deutsches Paar, das in Indien lebt, anders als Zuhause? Wo musstest ihr Euch umstellen?
Kay: In der ersten Nacht nach Ankunft in Bangalore lief erst einmal alles schief. Das Gepäck war am Flughafen verschwunden und wir hatten einen Rohrbruch beim ersten Hahnaufdrehen in der neuen Wohnung. Wir sind dann nach der langen Reise im Morgengrauen ungeduscht und übermüdet in der Nachbarschaft herumgeirrt, haben natürlich einen geöffneten Shop gefunden (um 4:30 morgens oder so) und der uralte Besitzer stellte uns ein Paket aus allen wichtigen Hygieneartikeln zusammen. Währenddessen reparierte ein etwa 15jähriger Sicherheitsmann den Rohrbruch und am kommenden Tag kamen unsere Koffer in die neue Wohnung. Probleme lösen sich einfach. Beim Essen mussten wir auf vieles verzichten, hatten dafür aber auch etliche Neuerfahrungen. In den meisten Lebensmittelmärkten in direkter Umgebung gab es keine für uns brauchbaren Käse- oder Wurstprodukte. Später fanden wir auch hier Läden, man musste nur immer dreimal prüfen, ob der Inhalt nicht schon schimmelt. Ab und zu schickten uns auch Freunde Care-Pakete mit Wurst in Dosen. Häufig waren die Pakete dann an einer Ecke geöffnet worden und jemand hatte auf dem Weg zu uns bereits genascht. Meine Frau hat oft der permanente Lärm der Straßen genervt, vor allem nachts. Zu unserer Zeit herrschte in Bangalore eine extrem frühe Sperrstunde, um 22 oder 23 Uhr. Kein Problem, dann ging man eben schon um 17 Uhr in den Pub oder Club. Tanzen war trotz lauter Musik zu dem Zeitpunkt per Gesetz in der Stadt verboten, man durfte also nur stehen. Das fanden wir seltsam.
YSII: Angenommen, Du würdest mit Deiner langjährigen Indien-Erfahrung interkulturelle Trainings Indien für deutsche Firmen geben – was würdest Du auf jeden Fall eindringlich an Geschäftsleute vermitteln wollen?
Kay: Man sollte das anstehende Geschäft mit Ruhe und Besonnenheit angehen. Inder entscheiden vieles aus dem Bauch heraus und hören auf ihr Gefühl. Sympathie ist da unabdingbar. Und vermeintlich chaotische Zustände sollten einen nicht aus der Fassung bringen, am Ende wird alles gut.
YSII: Du bist privat leidenschaftlicher DJ und hast auch in Indien als DJ gearbeitet – welcher Musiktitel beschreibt Indien für Dich am besten?
Kay: Aneela mit „Chori Chori“ von 2006 (basierend auf Snow’s Informer, 1992) - das war einer der Songs, die mich in meinem ersten Goa-Besuch 2008 begleitet haben.
YSII: Vielen Dank, Kay, für das anschauliche und interessante Interview!
Interkulturelles Entertainment Indien – ein Interview mit Martina Maciejewski
die besten Geschäfte werden an der Bar gemacht!
Frei nach diesem Motto wollen wir Ihnen die Plattform zur geschäftlichen Kommunikation in lockerem Rahmen bieten und Ihnen gleichzeitig die indischen Geschäftsgepflogenheiten lebendig näher bringen.
Unser interkulturelles Entertainment ist die Kombination aus interkulturellem Training und Event!
Wie komme ich auf dieses Konzept? Neugierig hat mich mein Kollege Sridhar dazu befragt und ich möchte Ihnen gerne meine Antworten dazu mitteilen:
Sridhar: Wie kamst Du auf die Idee, aus einem Indien Seminar eine Entertainment-Veranstaltung zu machen?
Maciejewski: Zunächst einmal liebe ich es, Menschen zu unterhalten. Seit meiner Kindheit stehe ich als Laienschauspielerin auf der Bühne. Rollenspiele und witzige Anekdoten habe ich in meine Indien-Workshops sowieso bereits eingebaut. Ich habe schon immer versucht, mehr „als nur Indien“ zu vermitteln und ich möchte an dieser Stelle meinen Kunden David Owen (MD Pattern Ltd.) zitieren: „The Intercultural Training India with Martina is great. It changes your outlook on life, culture and religion in a way I have never experienced. I am well-travelled and open minded. Martina topped that. She also added an appreciation of life and the beautiful world we live in. Fantastic!“
So kam ich darauf, den Unterhaltungswert in den Seminaren auf eine Entertainment-Veranstaltung auszubauen.
Sridhar: Welche Themen deckst Du ab?
Maciejewski: Das kann individuell nach Kundenwunsch angepasst werden. Eine Auswahl wären z.B. Religion und Kastenwesen in Indien und deren Einfluss auf Geschäftsleben und Alltag, Indische Verhaltensstandards, wie man erfolgreich geschäftliche Beziehungen zu indischen Kunden und Partnern aufbaut und die Esskultur Indiens.
Sridhar: Und was ist der Unterhaltungswert daran?
Maciejewski: Die Themen werden didaktisch durch authentische und lebendige Moderation von Theorie, Anekdoten aus meiner eigenen Erfahrung, Gruppenübungen und Diskussionen umgesetzt. Die Location kann ein für die Veranstaltung reservierter Teil einer Bar oder eines Restaurants sein. Alternativ ist ein Seminarraum möglich, der durch Stehtische, Catering und Licht entsprechend in Eventstimmung gebracht wird. Der Austausch zwischen den Teilnehmern in lockerer Atmosphäre steht im Vordergrund. Idealerweise findet die Veranstaltung abends statt.
Sridhar: Wer ist denn Dein Auftraggeber bzw. Zielgruppe? Wird eine Mindestteilnehmerzahl benötigt?
Maciejewski: Auftraggeber und Zielgruppe sind Unternehmen, die ihre Mitarbeiter oder Kunden interkulturell weiterentwickeln und für die Zusammenarbeit mit indischen Kunden oder Partnern schulen möchten. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, fordern Sie einfach hier mehr Informationen zu unserem Programm an.
Es sollten mindestens 10 Personen teilnehmen, um den geselligen Charakter der Veranstaltung zu fördern.
Sridhar: Wie sind denn Deine Erfahrungen mit der Unterhaltungsbranche?
Maciejewski: Seit 25 Jahren stehe ich als Theaterschauspielerin auf der Bühne. Ich war Animateurin in einem 5-Sterne-Hotel in Spanien und zuständig für das Abendprogramm. Ich habe mich im Improvisationstheater und Gesang weitergebildet und besuche eine Moderationsschule.
Seit 6 Jahren bin ich Dozentin an Studieninstituten und einer Universität, und Dozentin für Interkulturelle Trainings in Unternehmen. Dabei liegt mein Fokus nicht nur auf dem Lehren, sondern auf der unterhaltsam-spielerischen Vermittlung des Lernstoffes.
Zu guter Letzt habe ich Menschen beruflich und privat immer leidenschaftlich miteinander vernetzt.
Sridhar: Und was kostet das Ganze?
Maciejewski: Ein (Abend-)Programm bieten wir im Jahr 2018 für 990 Euro für meine Dienstleistung an.
Sridhar: Danke, Martina, ich bin erstaunt, was Du Dir wieder einmal einfallen hast lassen und wünsche uns und Dir viel Erfolg bei der Vermarktung!